Froschkönig aktuell

„Sie fasste ihn mit zwei Fingern und setzte ihn im Schlafzimmer in eine Ecke. Aber er war nicht zufrieden, sondern wollte im Bett liegen. Da packte sie ihn voll Zorn und warf ihn an die Wand. Aber plötzlich war da kein Frosch mehr, sondern ein Königssohn mit schönen, freundlichen Augen."

Manchmal kommt es einfach über uns – der Drang, einen Mann einfach mal gegen die Wand zu schmeißen, in der Hoffnung, dass vielleicht doch ein Prinz in ihm steckt. Doch dieser Wunsch bleibt meist ungehört. Frosch bleibt Frosch.

Frösche gibt es nicht nur in Beziehungen und Ehen, sondern sie begegnen uns tagtäglich im Supermarkt, an der Bar oder bei Verabredungen. Erst neulich stand ich beim Supermarkt an der Kühltheke. Neben mir ein junger Mann. Dunkle Augen und pechschwarze Haare. Meine Mutter würde sagen: Eine echte Sahneschnitte. Dann drehte er sich in meine Richtung. Anstatt zur Tiefkühlpizza griff ich schnell zum Tiefkühlgemüse – sieht immerhin gesünder aus. Ich sah mich schon beim Kerzenschein ihm gegenübersitzen. Er charmant, intelligent und witzig. Ein echter Traumprinz. Wir Frauen sind Männern in dieser Hinsicht immer einen Schritt voraus. Nein. Meist schon mehrere Monate. Während wir schon die Hochzeit planen, überlegt er sich erst einmal, wir er uns am besten ansprechen könnte. In Hochzeitsgedanken versunken bemerkte ich eine Regung seinerseits. Sein Kopf bewegte sich rückartig nach vorne, während er ein tiefes „Yo“ herausbrachte als würde er gleich anfangen wollen zu rappen. Quak. Wieder ein Frosch.

Diese Situation kennt jede Frau. Unsere Erwartungen werden nicht erfüllt. Doch wie viel Erwartung kann man an einen Mann stellen? Ist unsere Anforderungsliste zu lang? Kleine Aufmerksamkeiten, die Erinnerung an den Hochzeitstag oder Liebesbekundungen. Ohne ständiges Erinnern, Nachfragen und fett Hervorheben im Kalender wäre dies für Männer nicht realisierbar. Da fühlt man sich als Frau wie ein Pokal - und das meine ich jetzt nicht als Trophäe. Kaum hat Mann den Pokal gewonnen, kann Mann ihn in die Schrankwand stellen. Der Pokal bleibt, da man ihn ja schon gewonnen hat. Für uns Frauen geht diese Rechnung jedoch nicht auf. Uns muss man nicht nur einmal Erobern. Wer sich eine Frau anschafft, sollte dies also immer mit bedenken. Denn es gibt hier nicht nur den zeitlichen und finanziellen Anschaffungsaufwand, sondern auch laufende Instandhaltungskosten. Besonders bei zwickenden Schuhen, widerspenstigen Haaren und chronischer schlechter Laune sollte Mann besänftigen und umgarnen. Blumen, Küsse und Liebesbekundungen gehören hier zur Grundausstattung – und das ohne Aufforderung.

Habt Ihr besondere Erwartungen an eine Verabredung oder an ein Kennenlernen? Meine Liste ist lang. So lang, dass ich mir von meiner Mutter immer anhören muss, dass dieser Mann noch gebacken werden muss. Ein Mann nach Rezept. Keine so schlechte Idee. Perfekt von Kopf bis Fuß mit süßer Zuckerglasur. Ich erinnere mich an eine Verabredung im letzten Winter. Der Mann war Zucker pur – also äußerlich. Kaum saßen wir in einem kleinen Café, fing er an zu erzählen. Und zu erzählen. Er redete non-stop nur von sich und seiner Ex-Freundin. Eine Frau kann sich kaum ein schöneres Date vorstellen. Zumindest war er hübsch anzusehen, während er die ganze Zeit quasselte. Ein wirklich schöner Mann. Leider nur zum Anschauen zu gebrauchen.

Über grauenhafte Verabredungen könnte ich Bücher mit mehreren Bänden schreiben: Von Fröschen und Lurchen. Von Männern, die mit Plastikrosen zur Verabredung erscheinen, bis hin zu welchen, die einem schon beim ersten Date die Liebe gestehen. Von Männern, die nicht einmal die Anstalten machen, die Rechnung für zwei lausige Kaffees zu bezahlen und Männern, die im Anschluss gleich noch einen DVD-Abend machen wollen. Als Single-Frau muss ich klar und deutlich fragen: Wann kommt nun der Prinz? Nachdem ich Frosch Nummer 99. geküsst habe?