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Endstation Größenwahn

Endstation Größenwahn

12. Januar 2014

Shopping-Traum(a)

Ich bin ein richtiges Mädchen. Ich liebe Nagellack und Kosmetik. Schmiere mir gerne Schönheitsmasken ins Gesicht und liebe es zum Friseur zu gehen (Die Freude vorher ist meist größer als die danach). Und ich liebe schöne Klamotten – und vor allem Schuhe. Aus diesem Grund lassen die Zeiten der großen roten "Sale"-Schilder unsere Herzen höher schlagen. Wir verlieren den Verstand.

Unter Männern hält sich hartnäckig das Vorurteil uns Frauen gegenüber, dass Shoppen uns glücklich macht. Liebe Männer, das stimmt so nicht ganz. Sicherlich sind wir die ersten in den Läden, die sich zwischen Unmengen kaufhungriger Frauen durch die Angebote pressen, wenn wir große Rabatt-Schilder erspähen. Auch wenn mein Schrank schon aus allen Nähten platz und hoffnungsvoll nach Luft zum Atmen ringt, ziehen wir los. In den Kampf. Ich liebe schöne Klamotten und schöne Schuhe - Aber ich hasse Shoppen.

Letzten Dienstag war es soweit. Die roten Schilder haben gerufen. Schon allein beim Anblick der großen roten Zahlen hat man das Gefühl, man bekomme am Ende seines Einkaufs noch Geld zugeschmissen. 70 %. Wahnsinn. Nach der Arbeit zog ich los. Unmengen an Menschen. Überall rote Schilder - Eins größer als das andere. Eine absolute Reizüberflutung. Lauter Frauen, die in Scharen um die Kleiderstangen standen und sich nicht entscheiden konnten. Den Blick auf einen tannengrünen Cardigan fixiert, tigerte ich um diese eine Kleiderstange, in der Hoffnung, die Meute gackernder Mädchen würde endlich Platz machen. Frauen, die Ewigkeiten brauchen, um sich zu entscheiden, welches Teil sie mit in die Umkleide nehmen. Dieses schwarze Shirt oder vielleicht doch dieses? Ich lebe nach dem Motto: Alles drauf auf den Arm und ab in die Umkleide. Der Unterarm schmerzt und ist kurz vorm Zusammenbrechen, aber die Anzahl an rotmarkierter Kleidungsstücken wird immer größer. Hat man seine Auswahl gesichert, ist man noch glücklich. In freudiger Erwartung, wie toll doch das Stück an einem selber aussehen wird. In der Umkleidekabine kommt meist die Ernüchtertung. Das vorher noch so heißgeliebte Stück entpuppt sich als unvorteilhaft, zu kurz, zu lang oder sieht in seiner ganzen Anmut extrem beschissen an einem aus. In Kombination mit dem grellen Neonlicht, welches Dellen und Pölsterchen zum Vorschein bringt, die man bis dahin entweder gekonnt ignoriert oder glatt übersehen hatte, steht man als Frau kurz vorm Zusammenbruch. Rechts in der Kabine ein Haufen von pubertären Mädchen, die sich in eine Kabine gequetscht haben und wild herumkichern. Links eine Mutter mit einem Kleinkind, was ständig zu anderen Kabinen reinrennt. Ein Alptraum. Und man selbst in Mitten eines großen Haufen an Klamotten, die nicht nicht passen oder einfach nur grausam aussehen. Zerzauste Haare und verschmierter Kajal. Ich liebe Shopping.

Es gibt jedoch auch Tage, an denen es in der Kabine so scheint, dass jedes Stück perfekt sitzt und himmlisch aussieht. Die Qual der Wahl. Meistens entscheiden wir uns für zu viel. Kaum zu Hause angekommen und noch einmal voller Begeistertung in die Klamotten geschlüpft, fällt uns auf, dass das Stück überhaupt nicht zu unserer restlichen Gaderobe passt. Oder es sitzt plötzlich doch nicht so super. Wieviel Kleidungsstücke ich daheim habe, die ich noch nie angezogen habe? Über die genaue Zahl schweige ich lieber. Aber mit Gewissheit befinden sich in meinem Kleiderschrank einige hundert Euro, die noch nie das Tageslicht erblicken durften.

Und tritt der Fall ein, dass trotz Bereitschaft zum Geld ausgeben kein einziges Teil passt oder gut an uns aussieht, ist der Unmut immens. Meist gibt es dann nur eine  einzige Lösung: Schuhe oder Accessoires. Das All-Heilmittel Schuhe steht dann ganz weit oben auf der Brauche-Ich-Unbedingt-Liste. Schuhe passen immer - egal ob xs oder xxl. Schuhe sind das Symbol von Weiblichkeit. Abgesehen von Turnschuhen natürlich. Schuhe machen uns einfach glücklich und von ihnen kann man nie genug haben. Das gleiche gilt für Accessoires. Keine Hose sitzt? Einfach ab in den Schmuckladen und ein schickes Paar Ohrringe kaufen. Ist der Frust besonders groß, gesellen sich meist noch eine Handtasche, ein Schaltuch und diverse Kleinigkeiten in die Tüte. Nun ist auch das Geheimnis gelüftet, warum Frauen mit vollen Tüten nach Hause kommen, obwohl sie nichts richtiges gefunden haben. Mein Schmuckkästchen quillt fast schon über. Shoppen macht uns Frauen wahnsinnig. Entweder es entpuppt sich als ein Fiasko oder uns gefallen so viele Stücke, dass wir vorher noch eine Bank überfallen müssten.
Aus diesem Grund liebe ich das Shoppen im Internet. Bequem von daheim - ohne Menschenmassen und Hektik. Man sucht sich die schönsten Schnäppchen aus - vielleicht auch das eine oder andere Teil, was man sich im Laden nicht getraut hätte mitzunehmen. Zuhause kann man die Teile in Ruhe anprobieren und hat den einen oder anderen Tag Bedenkzeit - brauch ich das Teil wirklich? Ist man im normalen Shopping-Wahnsinn in realen Läden unterwegs, neigt man als Frau zu oft zu übereilten Entscheidungen. Und steht da noch eine fette Rabattzahl auf dem Schildchen, kann das Teil ein wenig zu kurz sein - wir nehmen es allerdings trotzdem mit. Ist ja reduziert!

Susi

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