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Unbefriedigt - Vom Niemals-Genug-Haben

Unbefriedigt - Vom Niemals-Genug-Haben

20. Dezember 2013

Ich will...

Ich will was zum Anziehen. Ich will ein neues Handy. Ich will Geld. Ich will neue Stiefel in Camel. Ich will Handschuhe in Weinrot mit Felleinsatz. Ich will eine neue Lampe. Ich will die neue Staffel von x. Ich will einen Mann.
Müsste ich diese Liste fortführen, so könnte ich allein mit meinen Aufzählungen meine Kolumne füllen. Oder ich könnte es kurz zusammenfassen: Ich will alles.
Wenn es darum geht, die Dinge aufzuzählen, die wir haben möchten, könnte die Liste gar nicht lang genug sein. Geht es allerdings darum, die Dinge aufzuzählen, mit denen man zufrieden ist, dann kommt man ins Stocken.

Jedes Jahr zu Weihnachten beginnt dieses lustige Spielchen von vorne. Der Wunschzettel. Schon als kleines Kind habe ich es geliebt. Abgöttisch. Jedes bunte Heftchen aus den Spielwarenläden habe ich mit meiner Schere grausam zugerichtet, um die schönsten Barbies und sprechende Roboterhunde auf ein Blatt Papier zu kleben. Dieser Zettel wurde dann meine Kinderzimmertür geklebt, in der Hoffnung, der Weihnachtsmann hält sich auch an die Vorgabe auf dem Wunschzettel. Früher war alles einfacher. Zum Geburtstag oder zu Weihnachten gab es ein Plastikbaby oder einen Eimer mit LEGO-Steinen und die Welt war gerettet.
Heute gibt es zu Weihnachten ein Tablet oder einen Teeautomaten. Und nächstes Jahr gibt es ein Tablet mit besserer Auflösung und einen Teeautomaten mit integrierter Zuckerzugabe. Wahnsinn, oder?

Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch zwischen einem Jungen und seiner Großmutter in der Bahn belauscht. Der Junge um die 11 erklärte seiner Oma cool und lässig, dass er von seinen Eltern zum Nikolaus ein IPad geschenkt bekommen hat. Der Stiefel muss aber groß gewesen sein - war mein erster Gedanke. Ein Tablet zum Nikolaus. Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, war mein Stiefel gefüllt mit Schokolade und Socken. Und selbst da hat man sich gefreut wie ein Honigkuchenpferd.
An Wünschen mangelt es zu heutigen Zeiten sicherlich nicht. Die Online-Shops platzen aus allen Nähten und locken mit tollen Dingen - Dinge, die jeder braucht natürlich. Der Wunschzettel kann gar nicht lang genug sein. Mit den neusten Geräten und den teuersten Accessoires versteht sich. Hört man sich die Wünsche mancher Jugendlicher und Kinder an, so könnte man meinen, ihre Eltern hätten heimlich eine Ölquelle entdeckt, um diesen Wunschzettel zu finanzieren. Und der Wunschzettel im nächsten Jahr wird natürlich noch länger.

Was brauche ich wirklich? Was macht mich glücklich?
Sicherlich wäre die Freude gigantisch, wenn unterm Tannenbaum ein megatolles Smartphone mit allem möglichen Schnickschnack liegt. Die ersten Tage würde ich es keine Minuten aus den Händen legen. Doch einige Woche später würde es ganz anders aussehen. Ich hätte alle Funktionen durch und würde im Prospekt schon das Smartphone der nächsten Generation entdecken. Will ich auch.

An diesem Punkt sollte man sich vielleicht vor Augen führen, was man hat. Vielleicht reicht ja auch noch das alte Smartphone, obwohl es keine 3000 Megapixel Kamera hat. Es gibt ja nicht umsonst Digitalkameras. Oder vielleicht genügt auch der Laptop mitsamt PC und Smartphone, ohne dass man sich gleich ein Tablet der neusten Generation wünscht. Und bei manchen Dingen frage ich mich ernsthaft, welchen Nutzen diese überhaupt für die Welt haben. Eine Schuhflatrate. Jetzt bin ich genötigt, mir jeden Monat 2 Paar Schuhe zu bestellen. Grauenhaft. Mein Schuhschrank platzt ja jetzt schon aus allen Nähten. Oder ein Automat, der Tee zubereitet. Die Sensation des Jahrhunderts. Dinge, die die Welt unbedingt braucht.
Sicherlich wird es in der Alles-ist-möglich-Welt nie den Punkt der vollsten Zufriedenheit geben. Man will immer höher und weiter hinaus. Und der Gipfel ist noch lange nicht in Sicht. Eine Geschichte ohne Ende? Nein. Die Lösung ist ganz simpel: Einfach für sich den Punkt der vollsten Zufriedenheit festlegen. Prospekte und Newsletter weglegen. Glücklich sein.

Susi

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